1. Etappe - Duran-Pass - 147km

Am 22.05 starteten wir von Venedig aus nach Norden Richtung Berge. Nach dem wir die größeren Städte hinter uns gelassen ging es langsam nach oben, die Straße wurde immer verlassener und führte an Bergbächen und steilen Hängen vorbei.

Je näher wir den Bergen kamen, je schlechter wurde das Wetter... Leider... Erster Nieselregen stellte sich ab Kilometer 100 ein und irgendwo in einem Tal standen wir dann auf Grund einer Baustelle und gesperrten Straße auch noch 30 Minuten mitten im immer stärker werdenden Regen. Was für eine Freude! Je länger wir im Regen fuhren, je kälter wurde uns, und so fieberten wir dem Duran-Pass entgegen, wo wir uns im Gasthaus ( man findet an fast jedem Pass eins) aufwärmen und die Regenkombi drüber ziehen wollten.

Der Passo Duran (1601m Höhe) ist ein wenig bekannter Pass in den südlichen Dolomiten. Es macht echt Spaß die recht schmale und kurvenreiche Straße hoch zum Pass zu fahren, allerdings muß man auf das ein oder andere Schlagloch aufpassen. Vor Gegenverkehr mußten wir uns gar nicht in acht nehmen, wir waren wirklich die einzigen auf der Strecke.


Die Straße ist wie fast alle Pass-Straßen über die Wintermonate gesperrt und verbindet auf einer Strecke von ca. 22 km (bei maximal 15 % Steigung) den Ort Agordo mit den kleinen Bergdorf Dont.

Vom Pass aus hat man normalerweise einen eindrucksvoller Blick auf den Monte Pelmo, den man von beiden dort oben befindlichen Gasthäuser genießen kann.

 

Oben angekommen mußten wir feststellen, dass hier die Motorradsaison wohl noch nicht angefangen hatte, denn beide Gasthäuser waren noch zu. Leider konnten wir auch keine Blick auf den Gipfel des Monte Pelmo erhaschen, denn dieser versteckte sich hartnäckig in tiefhängenden Wolken. Uns war mittlerweile bitterst kalt und so bissen wir in den sauren Apfel, schälten uns aus unseren nassen Motorradkombis um uns was wärmeres druntenzuziehen. Nach einem kurzen aber kalten Päuschen, machten wir uns weiter auf den Weg, mit der festen Absicht ins nächste Gasthaus, Cafe, Hotel oder sonstwas einzukehren, was wir finden würden. Ein paar Kehren weiter unten sahen wir auf einmal etwas, das auf den ersten Blick ein Cafe sein konnte. Es sah zwar ziemlich dunkel aus, aber ein Aufsteller draussen motivierte uns, unsere Maschienen abzustellen und unser Glück zu versuchen. Innen trafen wir eine nette Wirtin an, mit der wir uns in einem Gewirr aus italienisch, englisch und Gebärden soweit verständigen konnte, dass es hier anscheinend etwas zu essen gab und sie uns Nudeln anbot. Nach einigen Minuten kam Sie mit zwei lecker duftende Spagetti Carbonara zurück, die wir dankbar annahmen. Nach dem wir uns eine halbe Stunde später aufgewärmt und gestärkt hatten, zeigte uns der Blick nach draussen, dass es sich mitterweile richtig eingeregnet hatte. Es war schon später Nachmittag und selbst bei gutem Wetter würden wir nicht mehr sonderlich weit fahren... Was nun? Auf unsere Nachfrage stellte sich herraus, dass sie auch einige Zimmer zur Vermietung hatten und sie uns gerne eins fertig machen würde. Nur müßt sie erstmal die Heizung in dem Zimmer anstellen, denn zu dieser Zeit habe sie normalerweise noch keine Übernachtungsgäste. Es stellte sich herraus, dass wir ein süßes kleines Zimmer im Bauernstil mit kleinem Duschbad bekommen würden und wir freuten uns, nicht zurück in den Regen zu müssen. Während unser Zimmer also langsam aufheizte, machten wir es uns im Gasthaus gemütlich. Immer wieder kamen Dörfler herrein, bestellten ein Bierchen, kauften Zigaretten und der ein oder andere schien hier sogar seinen Einkauf zu erledigen, ging er doch nach der Bezahlung mit einer Tüte voller Lebensmittel raus. Ein einzelner Tische wurde hübschen mit Tischdecke und Geschirr eingedeckt. Die Herren die sich etwas später an diesen Tisch setzten, bekamen kurz darauf ein großes und unfassbar gut riechendes Steak mit Beilagen vorgesetzt. Es war mittlerweile spät Abends und wir bekamen schon wieder hunger also erkundigten wir uns und ja, es waren noch 2 Portionen Steak da. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie teuer dieses fabelhafte Abendessen war, ich weiß aber, dass es (beachtet man dass wir ein 250g Steak bekommen haben) spott billig war.

Das Hotel Brustolon ist anscheined das Zentrum des Lebens im Bergort Dont. Hotel, Kneipe, Restaurant, Kiosk und wenns sein muß, kann man auch Lebensmittel aus der Restaurantküche kaufen. Wir fanden es hier überraschend schön und die Gastgeberin war wirklich sehr herzlich. Die Zimmer waren zwar rustikal eingerichtet, aber alles sehr sauber und gepfegt. Es gibt sogar eine Garage für Motorräder! Ohne das schlechte Wetter, wären wir hier wahrscheinlich einfach vorbeigefahren...